Für all meine Leser die euch noch nicht kennen, stellt euch doch mal bitte vor.

Wir sind Mandragora Thuringia, eine siebenköpfige Band aus Jena und spielen in klassischer Metal-Besetzung plus Dudelsack (oder Sackpfeife - für alle, die es sehr genau nehmen ;)), Akkordeon und Keyboards. In seiner Gesamtheit nennen wir das dann Epic Folk Metal. Das umfasst ein doch recht breites musikalisches Spektrum von tanzbar über episch bis Muskelkater im Nacken


Eurer Vita habe ich entnommen, dass ihr ursprünglich als Coverband aufgetreten seid, was habt ihr denn so gecovert?

Als das Ganze 2008 als Freizeit-Projekt unter drei Freunden begonnen hat, haben wir all das gespielt, was uns Spaß gemacht hat und uns musikalisch bzw. spielerisch weitergebracht hat. Dazu gehören vor allem In Extremo, Iron Maiden, Sabaton und Korpiklaani. Einige dieser Sachen spielen wir auch heute noch gern, insbesondere natürlich die Stücke, die stilistisch passen. Allerdings gibt es auch Songs, die durch das Covern ihren Zauber verloren haben. Manche von uns haben seitdem beispielsweise "Wanderer" von Ensiferum oder "Inis Mona" von Eluveitie kein einziges Mal mehr (freiwillig) gehört. Doch glücklicherweise geht es nicht allen so.


Direkt daran anschließend, wie kam es dazu, dass ihr dann mit eigenem Material an den Start gegangen seid?

Cover sind für uns zwar wichtig, insbesondere auch für die musikalische Weiterentwicklung. Sie dienten uns in der Vergangenheit vor allem auch dafür, unseren eigenen Stil zu finden. Wir hatten nie vor, als reine Cover-Band aufzutreten. Unser Ziel war immer, die Bühnen mit eigenem Material zu entern.


Woher kommen die Inspirationen zu eurer Musik?

Die Ideen für Texte beziehen wir aus allen möglichen Dingen: Natur, aktuelles Weltgeschehen, historische Ereignisse, Bücher, Filme und sogar Games. Die Idee zu "Kriegselefanten" ist beispielsweise beim Zocken von Age of Empires II entstanden, als die Viecher bei unserem Schlagzeuger eingefallen sind. Gut eine Stunde später stand das Grundgerüst des Songs nebst fertigem Text. Der Song kommt live immer sehr gut an - wobei er natürlich mit einem kräftigen Augenzwinkern zu verstehen ist.


Gibt es eine stringente Arbeitsteilung bei euch, z.B. dass nur eine Person Texte schreibt oder bringt jeder Ideen für alles mit ein?

Eine stringente Aufteilung gibt es nicht, die Ideen kommen von allen. Trotzdem hat jeder seinen Hauptbereich, in dem er sich austobt. Die musikalischen Grundideen zu den Songs kommen vor allem von Juan (Keys), Texte in erster Linie von Kone (Drums). Die Grundideen werden gemeinsam weiterbearbeitet, bis jeder zufrieden ist.


2016 war dann ein ziemliches erfolgreiches Jahr für euch, ihr habt eure erste EP (Mandragora erwacht) veröffentlicht, und wart auch bei einem Wettbewerb sehr erfolgreich, erzählt doch mal.

Die Aufnahme der ersten Scheibe war natürlich, wie bei den meisten jungen Bands, eines unserer großen Ziele. Wir hatten darauf hingearbeitet - und dann stand die Aufnahme trotzdem völlig überraschend ins Haus. Das führte dazu, dass wir in der Songauswahl relativ eingeschränkt waren. Wir waren zu diesem Zeitpunkt diesbezüglich schon noch recht blauäugig und hatten großes Glück, dass ein guter Freund die Aufnahmen mit uns durchzog. Dadurch konnten wir uns ausprobieren und begannen nicht gleich mit einer Bauchlandung. Er sagte uns allerdings auch ziemlich deutlich, was Mist war. Dafür sind wir ihm dankbar, denn wir konnten uns dadurch weiterentwickeln und es anschließend sinnvoller angehen. Zur Teilnahme an dem von dir erwähnten Wettbewerb hatte uns ein Bekannter - nennen wir es "überredet". Eigentlich wollten wir dort nicht auftreten. Zum einen aufgrund der Erfahrungen einiger Band-Mitglieder, die mit ihren früheren Bands an Wettbewerben teilgenommen hatten und weder von der Organisation noch von der Betreuung oder der Bewertungspraxis sonderlich überzeugt sind. Zum anderen, weil wir uns in unserem Genre keine großen Chancen ausgemalt haben. Der Bekannte ließ jedoch einfach nicht locker, bis wir zusagten. Wir waren echt gespannt, wer in unserer Kategorie (Hard & Heavy) spielt. Als die Konkurrenz dann performte, waren wir gerade im Backstage-Bereich, um uns vorzubereiten. Dadurch bekamen wir nur unsere direkten Vorgänger mit, waren aber ziemlich beeindruckt.

Unser Auftritt machte dann echt Spaß, zumal er auf einer ausgewachsenen Bühne stattfand - nicht, wie bisher, auf einer kleinen Club-Bühne, auf die wir zu siebt oftmals nur mit Mühe und Not passen. Als dann sämtliche Gewinner aller Kategorien bekanntgegeben wurden, war das ein ziemlich langatmiger Prozess - vor allem, da unsere Kategorie erst recht spät dran war. Wir rätselten natürlich die ganze Zeit, wie unsere Chancen wohl stehen. Wenn man an so einem Wettbewerb teilnimmt, möchte man schließlich auch gewinnen (auch wenn man erst gar nicht hinfahren wollte ;)). Je näher unsere Kategorie rückte, desto nervöser wurden wir natürlich. Plötzlich hatten wir zwei erste Plätze in den beiden Nebenkategorien in der Tasche (bester Metal-Song und beste Metal-Band). Das war schon mehr, als wir uns erhofft hatten. Als dann die Gewinner der Hauptkategorie genannt wurden und wir nicht den dritten Platz belegt hatten, hofften wir auf den zweiten Platz. An den ersten Platz glaubt man ja nicht, wenn man da hockt, von der Konkurrenz beeindruckt ist und versucht, seine eigene Leistung halbwegs realistisch einzuschätzen. Aber der zweite Platz ging ebenfalls an eine andere Band - und dann sagte die Moderatorin in ihrem kläglichen Versuch, Sächsisch zu sprechen (was ja bekanntlich der Dialekt aller Ossis ist), dass wir gewonnen haben. Das war schon ein krasser Moment.


Nachdem es zu einigen Besetzungswechseln kam, seid ihr nun ein eingespieltes Team, das Album ist in Planung, soweit ich weiss, könnt ihr schon konkrete Fakten dazu nennen?

Die Besetzungswechsel trafen uns ziemlich hart. Nach der Veröffentlichung der EP und vor allem den Preisen beim DRPP dachten wir, dass wir jetzt richtig loslegen würden. Doch dann entschieden sich zwei der damaligen Mitglieder auszusteigen, da sich Beruf und Band nicht mehr vereinbaren ließen. Ein weiteres Mitglied war schon längere Zeit bei seiner anderen Band stark eingespannt, sodass er nicht mehr beide Bands stemmen konnte und sich entscheiden musste. Die Suche nach neuen Mitgliedern gestaltete sich schwieriger als erwartet. Teilweise waren die musikalischen Vorstellungen zu unterschiedlich, in anderen Fällen steimmte die Chemie nicht. Das sind bei uns aber zwei Punkte, die wir praktisch gleichwertig gewichten. Für uns ist die Band eben nicht nur ein Hobby oder ein Projekt, wir unternehmen auch außerhalb der Bandaktivitäten gern was. Es ist irgendwie familiär - das sagen übrigens auch die Neuzugänge, nicht nur die Alteingesessenen. Jetzt haben wir aber endlich eine gute Besetzung gefunden, die musikalischen Vorstellungen und die Chemie stimmen - und das erste vollständige Album ist in der Mache. Es wird inkl. Intro und Outro 13 Stücke enthalten und deckt unsere ganze Bandbreite ab. Von tanzbaren Trinkliedern über epische Songs bis hin zu Liedern über Sagen und Legenden ist alles dabei. Die Veröffentlichung steht Ende des Jahres an.


Wo können wir euch dieses Jahr noch sehen, gibts schon Termine?

Aktuell stehen zwei Termine an. Am 06.09. spielen wir im "From Hell" in Erfurt als Support für die Jungs von Lagerstein (australischer Pirate Metal). Ende des Jahres wollen wir dann die Release-Party für unser Album mit zwei weiteren Bands in Jena starten. Der Termin ist allerdings noch nicht in Stein gemeißelt, da stehen wir gerade in Verhandlung mit zwei potenziellen Locations.

Auf beide Termine freuen wir uns sehr, denn es sind beides Meilensteine für uns.


Ich habegelesen, ihr plant bereits für 2020 eine Weekender Tour, wie weit sind die Planungen da?

Die Tour soll im Frühjahr stattfinden und drei Wochenenden in Hessen, Thüringen, Bayern sowie Berlin/Brandenburg umfassen. Es werden voraussichtlich drei feste Bands dabei sein und wir wollen in den einzelnen Städten jeweils eine regionale Band als Support anheuern. Konkreter können wir leider noch nicht werden, da allein die Terminfindung bei sieben Bandmitgliedern schon eine kleine Herausforderung ist.


Ich bin sehr gespannt auf das Album, vielleicht wird es ja auch ein Review dazu geben ich möchte mich noch einmal ganz ganz herzlich für die investierte Zeit bedanken und überlasse euch natürlich auch die letzten Worte.

Seid lieb zueinander und tragt mehr Kilt!